Der Weg des Aiki

Stufe um Stufe auf dem Weg

Der Weg des Aiki zwingt die Ausübenden zur Kooperation, denn das erfolgreiche Studium der Elemente, Techniken und Prinzipien ist nur möglich, wenn mindestens zwei Menschen bereit sind, die ihnen wechselseitig zugeteilten Rollen des Uke („Nehmenden“) und Nage („Gebenden“) zum gemeinsamen Nutzen zu übernehmen. Diese Tatsache soll einleitend betont werden, weil sie von besonderer Bedeutung ist.

Die beim ernsthaften und ausdauernden Training zur Vermeidung von Verletzungen ständig gebotene Rücksichtnahme sowie die zunehmend verinnerlichte Harmonie fördern das gegenseitige Verständnis. Sie führen aber auch zum Abbau von Angst und Hemmungen und neutralisieren zerstörerische Energien. Der Aikidoka (Ausübende) wird sich als Ausfluss der gewonnenen Selbstsicherheit und inneren Stärke bald auch in realen Selbstverteidigungssituationen zurücknehmen und auf alle Angriffe verhältnismäßig reagieren.

Alle Erziehungs- und Ausbildungsinhalte des Aikido sowie die Methoden ihrer Vermittlung dienen hauptsächlich der Erreichung dieses Zieles.

In der ersten Phase seiner Ausbildung muss sich der Aikidoka schwerpunktmäßig und ausdauernd mit den Elementen (Stand, Stellung, Position, Distanz, Tegatana, Sabaki usw.) sowie dem Studium des statischen und dynamischen Gleichgewichts befassen. Dabei lernt er Verfahren zur Aufnahme, Umlenkung, Zerteilung und Fokussierung von Kräften kennen, die durch vorgegebene oder spontane Aktionen des Angreifers auf seinen Körper einwirken oder im Zusammenhang mit der Verteidigung von ihm ausgehen.

Diese Stufe der Selbsterfahrung und -kontrolle ist von großer Bedeutung und erfordert die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lehrers. Da die Elemente wichtige „Bausteine“ aller Techniken sind, potenziert sich der Grad ihrer Ausprägung und Verinnerlichung ebenso, wie die etwa vorhandenen Mängel. Die sichere Beherrschung der Elemente ist somit ein überaus wichtiger Faktor auf dem Wege zur Meisterschaft. Mangelnder Fleiß und fehlende Ausdauer dürfen nicht hingenommen werden. Festgestellte Mängel sind unverzüglich zu beheben.

In dieser Ausbildungsphase prüft der Lehrer auch die Zielstrebigkeit, Geduld und Ausdauer des Wegschülers. Sein ganzer Körper wird unter Beachtung der künftigen Anforderungen nach dem Grundsatz der Beidseitigkeit auf die nächste Stufe vorbereitet.

Es ist wichtig, ungeduldige Schüler – aber auch oberflächliche Lehrer – immer wieder auf die Bedeutung der Elemente hinzuweisen, damit sie auch in der Folgezeit alle Anstrengungen unternehmen, die ihrer Erhaltung und qualitativen Verbesserung und somit dem Fortschritt dienen.

Die zweite Phase beginnt mit dem handwerklichen Erlernen der Aikido-Grundtechniken im Stand und am Boden. Ausbildungsgrundlage ist der von einem unbewaffneten Uke vorgetragene und zunächst noch festgelegte Angriff.
Da die Angriffe zunehmend rasanter und die Verteidigungstechniken immer komplexer werden, steigen die Anforderungen an den Ausübenden mit seiner zunehmenden Reife auf natürliche Weise.

Der weitsichtige Lehrer führt die Schüler in diesem Stadium auch behutsam in jene Ausbildungsinhalte ein, die nach der Prüfungsordnung dem Vermögen der Meister zugewiesen sind. So können Aikidoka ab 3. Kyu – ggf. in Teilen – bereits die erste Kata im Stand praktizieren und als Vorstufe des Randori vorgegebene Angriffe mit den ihnen bekannten Techniken frei abwehren.

Aikido wird – im wahrsten Sinne – mit dem eigenen Körper sowie in Gemeinschaft mit einem Lehrer und vielen Partnern auf der Matte begriffen. Diese Tatsache sollte besonders jenen Ausübenden immer wieder klar gemacht werden, die Erbauung und Fortschritt vorwiegend in den theoretischen und philosophischen Bereichen des Aikido suchen. Sie können die Elemente, Techniken und Prinzipien des Aikido vielleicht rational erklären, werden sie aber niemals praktizieren können. Glauben sie gar, aus ihrem theoretischen Wissen einen aikidospezifischen Lehr- oder Führungsauftrag ableiten zu müssen, ist ihnen der Misserfolg ebenso sicher wie der – vielleicht nachsichtig verborgene – Spott aller ernsthaften Aikidoka.

Wenn der Ausübende bei gutem Gleichgewicht verzögerungsfrei und nach dem situationsbedingt zweckmäßigen Aikidoprinzip auf die Angriffe reagiert und sein Unterbewusstsein zur vorurteilsfreien Aufnahme der kodierten Inhalte des Aikido bereit ist, kann die dritte Phase seiner Entwicklung beginnen.

Hier müssen die Elemente und Techniken des Aikido vermittelt, trainiert und verbessert werden. Gleichzeitig soll sich der Meister aber auch jenen Techniken und Formen zuwenden, die dem Vermögen des Wegschülers angemessen sind und ihn neu fordern und formen.

Dazu gehören beispielsweise alle Aikidotechniken zur Abwehr von Angriffen mit Waffen, reaktions- und konditionsfördernde Übungen mit mehreren Partnern oder die Abwehr von Angriffen aus dem – zumindest für Europäer – ungewohnten Kniesitz (Hanmi-hantachi, Suwari-waza). Die damit verbundenen höheren körperlichen und technischen Anforderungen zwingen den Aikidoka zur neuen Prüfung und ggf. Anpassung der in den bisherigen Ausbildungsphasen bereits verinnerlichten (automatisierten) Elemente, Techniken und Prinzipien des Aikido.

Aber auch das Studium der anderen beiden – gleichberechtigten – Säulen des Aikido darf nicht vernachlässigt werden. Gemeint sind das Randori gegen einen oder mehrere – auch bewaffnete – Angreifer als Form der Spontaneität und Ausdruck der Freiheit sowie die Aiki-no-Kata als Form der Rückbesinnung und Bindung an das von O Sensei Morihei Ueshiba geschaffene und damit klassische Aikido.

Nur das lebenslange Studium des Aikido sowie die damit verbundene Pflege und Wiederholung aller Formen und ihrer Varianten auf steigendem Niveau, aber auch die ständige Rückbesinnung auf die „Quellen“ garantiert den technischen Fortschritt des Ausübenden und seine damit einhergehende persönliche Entwicklung in Sinne des Aikido.

Der fortgeschrittene Aikidoka wird ein selbstloser und integrierter Teil des Aikido. Durch seine geistig-seelischen und körperlichen Aktivitäten entfalten sich die wertprägenden Inhalte des „Weges zur Harmonisierung der geistigen Kraft“. Sie können so auf andere Menschen und ihre Gemeinschaften wirken. Der Aikidoka ist ein Meister seines Weges, der den Anforderungen und Zwängen der leistungsorientierten Gesellschaft gerecht wird. Aus dem Handwerk (Jutsu) hat sich ein Weg (Do) entwickelt.

Durch die vieljährige körperliche Übung wurden die im „technischen“ Aikido verborgenen Inhalte frei. Sie sind tief in das Unterbewusstsein des Ausübenden eingedrungen und wirken durch ihn auf alle Bereiche seines Lebens.
Der Meister hat aber auch zu sich selbst gefunden und ist in der Lage, seinen eigenen Standpunkt bzw. Standort zu bestimmen. Er besitzt in jeder Situation die Freiheit der Entscheidung und des Handelns.

Dies führt nicht nur zur inneren Stabilität und Ausgeglichenheit, sondern ermöglicht auch die friedliche Bewältigung der Konflikte, die in den durch menschliche Aktivitäten und Schwächen erzeugten Spannungsfeldern immer wieder auftreten.

Das anfänglich vielleicht oberflächlich als Kunst der Selbstverteidigung betriebene Aikido hat sich zu einer vollkommenen Lebensform und wertvollen Geisteshaltung entwickelt, die das Bewusstsein des Ausübenden vertieft und ihm neue Dimensionen des Seins erschließt.

Der Meister weiß aber auch, dass man dem aufgezeigten Ziel unermüdlich zustreben muss, obwohl es von Menschen nie ganz erreicht werden kann. Die Niederlagen auf seinem Weg dürfen ihn eben so wenig hemmen, wie Neid, Missgunst und Undankbarkeit. Auch nach einem Fall darf er nicht aufgeben, sondern muss sich wieder erheben und weitergehen.

Wer Aikido auf dieser Stufe praktiziert, lebt im Einklang mit natürlichen Gesetzmäßigkeiten und in Frieden mit allen Menschen. Er dient einer lebendigen, wertprägenden Kunst und baut mit am Gebäude der Humanität!

© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
Alle Rechte, auch das der Übersetzung, ausdrücklich vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verfassers gestattet.

Klassisches Aikido ist Wahrhaftigkeit und Bindung

Auf ihrer Suche nach Wahrheit und Klarheit wird von Aikidoka immer wieder die Frage gestellt, was „klassisches Aikido“ eigentlich ist. Da mich diese Frage auch beschäftigt hat, möchte ich sie aus persönlicher Sicht beantworten. Dabei ist mir natürlich klar, dass das hinterfragte Problem viele Facetten hat und folglich auch andere Interpretationen erlaubt.
Unter dem Begriff „AIKIDO“ ist das Lebenswerk des O Sensei Morihei Ueshiba (1883 – 1969) zu verstehen. Dieser japanische Meister hat seine persönlichen Erfahrungen und Fähigkeiten eingesetzt, um der Erkenntnis (Satori) vom „universell wirkenden Geist des liebenden Schutzes“ in einem komplexen System zur körperlichen und geistig-seelischen Bildung prägende Wirkung zu geben.

Von besonderer Bedeutung erscheint mir dabei die Tatsache, dass es ihm in idealer Weise gelang, die grundsätzlich zerstörerischen Techniken und Prinzipien des Bu-Jutsu (Kampfkunst) zu „Werkzeugen des harmonischen Miteinander“, also des Friedens umzuwandeln. Im übertragenen Sinne hatte O Sensei Morihei Ueshiba die spätere Forderung

der Friedensbewegung: „Schwerter zu Pflugscharen!“ bereits realisiert.
Aus verschiedenen Künsten (Jutsu) entstand kontinuierlich der Weg (Do) des Aiki, den der Begründer während seines langen Lebens ständig weiter entwickelt hat. Da er selbst sicher auch an und mit seinem Lebenswerk gewachsen ist, kann Aikido unter technischen Aspekten nicht genau fixiert werden.
Zutreffend ist aber die Feststellung, dass Aikido die in einem vieljährigen evolutionären Prozess entstandene Synthese traditioneller Kampfkünste sowie aller damit im Zusammenhang stehenden religiösen, kulturellen und geschichtlichen Erfahrungen des Aikido-Begründers sowie seiner Lehrer und Erzieher ist.
Auch kann man davon ausgehen, dass das Aikido am Ende des Lebens von O Sensei Morihei Ueshiba die höchste Reife erreicht hatte. Dieser Entwicklungsstand ist im ganzheitlichen Sinne, also bezüglich aller geistig-seelischen, philosophischen, gesundheitlichen, meditativen und erzieherischen, aber auch der technischen Inhalte, als „klassisches Aikido“ zu bezeichnen.

Wenn Aikido-Organisationen in ihrer Satzung als Verbandszweck unter anderem be-stimmen, dass sie „die Qualität und Reinheit von Lehre und Technik des klassischen Aikido erhalten und seine Verbreitung fördern“ wollen, so bringen sie damit vorrangig zum Ausdruck, dass sich ihre Mitglieder dem gesamten und unverfälschten Lebenswerk des Aikido-Begründers verpflichtet fühlen müssen.

Bekanntlich wird im klassischen Aikido jede Form des Kampfes (Wettbewerbes) als Mittel der Konfliktlösung und Leistungsbewertung kategorisch abgelehnt. Dieser Maxime liegt unter anderem die Erkenntnis des O Sensei Morihei Ueshiba zugrunde, dass der „stärkste Gegner“ in uns selbst ist und dass Kampf niemals zur Konfliktlösung führt, sondern eine Eskalation der Gewalt nach sich zieht. Der Gegner in uns kann aber nur durch Disziplin sowie harte Arbeit und nicht durch Verdrängung oder Transformation eigener Probleme auf „äußere Feinde“ bezwungen werden. Ziel der ernsthaften und ausdauernden Bemühungen eines Aikidoka muss es daher sein, über das „kleine Ich“ hinauszuwachsen. Nur so gewinnt er wirkliche Stärke, aber auch eine größere persönliche Freiheit und Friedensfähigkeit.

Das für den einzelnen Aikidoka aufgezeigte Ziel war immer auch und besonders für die Verantwortlichen des Aikido-Verband Deutschland e.V. (AVD) eine Maxime des Handelns. Daher ist es eine – sicher zielgerichtete – Unterstellung, wenn unter Hinweis auf die Satzungsgebote zur „Förderung der Lehre und Technik des klassischen Aikido“ sowie zur „Wahrung der Einheit der Lehre und Technik des Aikido“ von Kritikern immer wieder behauptet wird, der AVD fühle sich allein im „Besitz des Steines der Weisen“ und wolle andere Verbände negativ bewerten.

Tatsache ist vielmehr, dass sich der AVD ausdrücklich zur Toleranz gegenüber den anderen Aikido-Organisationen auf nationaler und internationaler Ebene bekennt.
Das im AVD verfolgte einheitliche „Lehrgebäude“ ist zunächst eine unverzichtbare Voraussetzung zur Sicherstellung der bei allen Kyu-, Dan- und Lizenzprüfungen zu fordernden Gütekriterien, nämlich der Objektivität, Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität). Sie sind nicht nur in den demokratisierten und leistungsbezogenen Bewertungs- und Prüfungssystemen des AVD bedeutsam.

Natürlich soll nicht verschwiegen werden, dass die „Einheit der Lehre und Technik“ aber auch wesentlich den „inneren Frieden“ fördert, denn Streitigkeiten um technische und organisatorische Systemunterschiede treten in den Verbandsorganen oder unter den Mitgliedern gar nicht erst auf. Mitglieder, die mit den Zielen des AVD nicht einverstanden sind, können unter Beachtung demokratischer Prinzipien an seiner Veränderung mitwirken oder ihn verlassen.

Die meist unsachlichen und verbissenen Auseinandersetzungen um Ziele, Richtungen oder Positionen stehen nicht nur im Widerspruch zu erklärten Zielen des „harmonischen Weges“, sondern lassen auch keinen Raum für objektive und rationale Argumente; sie verbrauchen viel Kraft, Zeit und Finanzmittel, die besser für die Förderung des Aikido eingesetzt würden. Letztlich demotivieren sie aufrechte, idealistische und engagierte Aikidoka, die sich manchmal enttäuscht zurückziehen. Das entstandene Vakuum wird dann von den „Hardlinern“ und „Gernegrossen“ ausgefüllt, was dem Aikido und den Ausübenden schadet.

Wie andere bedeutende Begründer von Budo-Disziplinen hat auch O Sensei Morihei Ueshiba im Verlaufe seines Lebens ca. 50 persönliche Schüler (Uchi-deshi) unterrich-tet, wobei die Zeit und die Dauer ihrer „Lehre“ sehr unterschiedlich waren. Einige Schüler, insbesondere der 1. Generation (1921 bis 1935), haben den Begründer schon vor der Vollendung seines Aikido wieder verlassen, um eigene Schulen zu gründen. Die von diesen „Schülern der frühen Jahre“ entwickelten Systeme können – auch wegen der teilweise divergierenden Zielsetzungen (Wettkämpfe) – nicht als „klassisches Aikido“ gelten.

Unabhängig davon kann festgestellt werden, dass die Einheit des Aikido zu Lebzeiten des O Sensei Morihei Ueshiba weitestgehend gewährleistet war. Dies lag sicher nicht nur an der starken und anerkannten Persönlichkeit des Aikido-Begründers, sondern auch daran, dass viele Uchi-deshi selbst als hochrangige Aikido-Dane die Autorität ihres Lehrers aus innerer Überzeugung und Zuneigung respektierten. Sie studierten sein Werk und gaben es unverfälscht an die eigenen Schüler weiter. Zu diesen vorbildlichen Uchi-deshi zähle ich nach persönlicher Erfahrung auch meinen verehrten und langjährigen Lehrer, Meister André Nocquet, 8. Dan Aikido, der in einer strengen inneren Bindung an seinen verstorbenen Lehrer immer nur das „klassische Aikido“ verbreitet hat.

Entsprechend einer in allen Budo-Disziplinen üblichen Tradition konnte der Schüler das „Zeugnis seines Meisters“, welches ihn auszeichnete und befähigte, nur dann erhalten, wenn er die ihm während der „Lehrzeit“ vermittelten technischen Strukturen und geistigen Inhalte des Weges so weit verinnerlicht hatte, dass sie ein „Teil seines Wesens“ waren. In der damaligen Zeit des in sich geschlossenen „klassischen Aikido“ verloren „Abweichler“ nicht nur ihre Reputation, sondern mussten auch davon ausgehen, dass auf ihr Fehlverhalten mit empfindlichen Sanktionen hinsichtlich des Lehr- und Prüfungsauftrages bzw. künftiger Graduierungen reagiert wurde.

Nach dem Tode von O Sensei Morihei Ueshiba änderte sich die Situation schlagartig. Einige seiner langjährig geförderten und exponierten Schüler fühlten sich nun berufen, das „klassische Aikido“ verbessern oder gar erneuern zu müssen. Sie lösten sich vom Hombu-Dojo und machten sich selbständig. Unter dem Qualitätssiegel des „unmittelbaren Schülers“ gründeten sie neue nationale und internationale Verbände, obwohl sie die innere Schüler-Lehrer-Bindung schon gelöst hatten.

Diese „Erneuerer“ verstanden sich als „Stilgründer“ und gaben ihren Systemen oder Verbänden neue Namen, die nicht selten Bezug zur eigenen Person hatten. Bei kriti-scher Prüfung war oft eine konsum- und profitorientierte Oberflächlichkeit festzustellen, die mit Selbstüberschätzung und Bindungslosigkeit einherging. Die meisterliche Tugend der Wahrhaftigkeit wurde einer am Zeitgeist und an den Erwartungen der Schüler orientierten und daher opportunistischen Einstellung geopfert. Alle auf die innere Veränderung zielenden und unbequemen Prinzipien des Weges wurden verdrängt oder abgelehnt.

Es muss aber auch beanstandet werden, dass die „Erneuerer“ das Lebenswerk und die Verdienste des Aikido-Begründers manchmal ignorierten oder abwerteten. Damit missbrauchten sie das ihnen vormals von O Sensei Morihei Ueshiba gewährte Vertrauen; die auf Herzensbindung (Kokoro) basierende Kette der menschlichen Solidarität wurde zerrissen.

Das Produkt der Bemühungen dieser „Erneuerer“, die das ihnen anvertraute „Aikido-Erbe“ für eigene Interessen missbrauchten, hat im Sinne des „klassischen Aikido“ überhaupt keinen Wert, denn es orientiert sich nicht an den unverzichtbaren Elementen und Prinzipien dieses Weges.

Unterstützt wurden die wandernden und professionellen Vertreter der „XY-Ryu“ in der Regel durch jene Aikidoka, die anders sein wollten als die vielen anderen im eigenen Verband, also Probleme mit ihrem Ego hatten. Da neue Verbände auch neue Hierar-chien begründen, konnte man als treuer Gefolgsmann des im Lehr- und Prüfungswesen allein bestimmenden Meisters schnell in herausgehobene Positionen aufsteigen und vielleicht auch die Zuwendung des Meisters oder die Anerkennung der Gefolgschaft erhalten. Für mich steht fest, dass dieser Zweck die Motive und Handlungen nicht rechtfertigt.

Auf die Frage, ob die auf die Macht einer Person abgestützte und keiner Kontrolle durch ein demokratisch gewähltes Verbandsorgan unterliegende Aufbau- und Ablauforganisation den Grundsätzen der Gemeinnützigkeit gerecht werden kann, möchte ich hier nicht näher eingehen.

War das „eigene Imperium“ erst installiert, musste es natürlich markiert, verteidigt und vergrößert werden, was am einfachsten durch eine Veränderung der Technik sowie der Lern- und Ausbildungsinhalte geschieht. Da man sich aus nahe liegenden Gründen auch dem Markt anpassen wollte, entstanden unter dem Namen Aikido zwangsläufig immer neue Varianten zwischen den Extremen: „meditative Bewegungskunst zur Panflöte“ und „martialische Waffenkunst zum Kiai“.

Die als Verbandszweck ausgewählte und zweckgerichtet begründete Variante wird von den Mitgliedern dann als „das Maß aller Dinge“ herausgestellt und verteidigt. Die eifrigsten Verfechter der „neuen Wahrheit“ sind nicht selten jene Ausübenden, die sich erst am Anfang ihres Weges befinden und das eigene „Lehrgebäude“ sowie die in Frage gestellten Systeme überhaupt noch nicht kennen. Sie wollen einfach „auf dem rechten Weg wandeln“ und ihrem Meister gefallen.

Alle Dane, die das von O Sensei Morihei Ueshiba geschaffene Aikido kritisieren oder gar meinen, es durch eigene Inhalte verändern oder bereichern zu müssen, sind über-heblich und missachten wesentliche Prinzipien dieses Weges. Da sie die Technik (Waza) meist über den Weg (Do) erheben, wird zumindest punktuell eine verhängnis-volle Rückentwicklung sowohl des Aikido als auch ihrer Anhänger eingeleitet. Damit machen diese „Ko Sensei“ dem kritischen und erfahrenen Beobachter ihre menschliche Unzulänglichkeit und die fehlende meisterliche Reife deutlich.

Mit „klassischem Aikido“ haben diese Neuschöpfungen meiner Ansicht nach sowohl wegen ihrer veränderten Inhalte als auch hinsichtlich der vordergründigen Motive und Zielsetzungen nichts mehr gemeinsam. Sie schaden letztlich der Entwicklung und Verbreitung des Aikido. Man kann sie folglich auch nicht als Weiterentwicklungen im Sinne einer Evolution bezeichnen.

Zusammenfassend wird festgestellt, dass „klassisches Aikido“ das von O Sensei Mori-hei Ueshiba geschaffene und ganzheitliche System zur Harmonisierung von Seele, Geist und Körper mit dem personalen und universalen Ki ist. Ziel dieses Weges ist aber nicht die Perfektionierung von Techniken (Waza), sondern die positive Veränderung der inneren Haltung des Ausübenden. Auch die schönste Technik kann im Sinne des Aikido daher ohne Inhalte und folglich auch ohne Nutzen sein.

Ich hoffe sehr, dass auch künftig möglichst viele idealistische Menschen diesen Weg unter Zurückstellung persönlicher Interessen gehen, intensiv erforschen und auf ge-meinnütziger Basis unverfälscht verbreiten. Nur so kann verhindert werden, dass das wertvolle und für die Menschheit zunehmend wichtige „klassische Aikido“ von einigen egoistischen Menschen und ihren Helfern zerstört oder zur Bedeutungslosigkeit abge-wertet wird.

Die Angehörigen des Aikido-Verband Deutschland e.V. möchten dazu einen angemessenen Beitrag leisten. Sicher existieren in dieser Welt noch viele Aikido-Verbände und Ausübende, die gleiche Ziele verfolgen. Insofern gibt es weder einen Grund zur Überheblichkeit noch zum Pessimismus. Auch bin ich fest davon überzeugt, dass das Lebenswerk des genialen Aikido- Begründers, O Sensei Morihei Ueshiba, noch viele Menschen und Verbände überdauern wird, denn wahre Erkenntnis ist göttlichen Ursprungs.

Sicher konnte die eingangs gestellte Frage auch durch mich nicht umfassend beantwortet werden, denn „klassisches Aikido“ ist die Essenz der Erfahrung vieler Generationen ernsthaft suchender Meister nach dem wahren Weg (Do). Wir, die Schüler des Aikido, können die gewachsenen Erkenntnisse für unsere eigene Entwicklung nur dann nutzen, wenn wir ständig und ausdauernd an der Verbesserung unserer inneren Haltung arbeiten.

Ein Schüler, der sich darum bemüht und alle Prinzipien des Aikido ernst nimmt, wird über die „Meisterung der Technik“ hinauswachsen und ein echter „Meister des Weges“ werden, der unter Meistern und Schülern als solcher erkannt und geachtet wird. Für ihn stellt sich auch die Frage nach dem Inhalt und den Zielen des „klassischen Aikido“ nicht mehr. Bis dahin kann der Schüler nur hoffen, einen guten Lehrer gefunden zu haben, der ihn im Sinne der ungeschriebenen Regeln des Weges fordert und fördert.

Den Aikidoka aller Verbände wünsche ich eine erfolgreiche Meisterung des schwierigen aber auch schönen Weges. Auch und gerade dann sollten sie ihrem eigenen Lehrer den verdienten Respekt und Dank abstatten, denn „der Meister lebt im Schüler“. Dies ist am besten durch die selbstlose und von materiellen Bedürfnissen freigestellte Weitergabe der auf dem Weg erworbenen Kenntnisse und gesammelten Erfahrungen an viele Schüler möglich. Unter dieser Voraussetzung werden die wertvollen Inhalte des von O Sensei Morihei Ueshiba geschaffenen „klassischen Aikido“ ihre prägende Wirkung auch noch in künftigen Generationen entfalten – zum Wohle vieler Menschen.

In diesem Sinne wünsche ich allen ernsthaft „Suchenden“ Kraft, Ausdauer und Standhaftigkeit, aber auch viel Glück und Erfolg auf ihrem Weg!

© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
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KI – die geistige Energie im Aikido

Die Wirksamkeit des Aikido beruht auf einem starken Willen als lenkender Kraft (Ki) und dem Vermögen, Gedanken und Handlungen in Harmonie (Ai) zu vereinen. Erscheint die Interpretation der Begriffe Do (Weg) und Ai (Harmonie) noch verhältnismäßig einfach, so trifft diese Feststellung für den Ausdruck Ki nicht mehr zu.

Es handelt sich hierbei um eine sehr wesentliche und in allen Unterrichten betonte Voraussetzung, die durch ständiges Üben der entsprechend kodierten technischen Inhalte des Aikido erworben wird, auf einem geschulten Willen basiert, im Unterbewusstsein wirkt und in der effektiven Verteidigungstechnik einen auch für den Laien erkennbaren Ausdruck findet.

Der moderne Mensch ist – oft im Augenblick – vielfältigen Anforderungen ausgesetzt, denen er gerecht werden muss. Er ist selten in der Lage, ein Ziel konsequent zu verfolgen oder eine Aufgabe gut zu lösen. Viele Menschen leiden unter dieser Zerrissenheit und gleiten unbewusst in die Mittelmäßigkeit ab. Willensstarke Menschen haben im Leben hingegen Erfolg. Sie sind in der Lage, ein Ziel kraftvoll und beharrlich zu verfolgen, vermeiden jeden nutzlosen Kräfteverschleiß, behalten die Übersicht und wählen die günstigsten Möglichkeiten zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen.

Körper und Geist dürfen nicht differenziert betrachtet werden, denn sie beeinflussen sich gegen- und wechselseitig. Der geschulte Geist kann eine Kontrollfunktion über den Körper ausüben. Diese Überlegungen gelten in vollem Umfange auch für das Aikido, denn auch hier soll zwischen dem Denken und Handeln eine Harmonie (Einheit) bestehen. Neben dieser Einheit von Geist und Körper, dürfen natürlich die vielfältigen technischen, physikalischen und taktischen Faktoren des Aikido nicht vergessen werden.

Es gibt mit Sicherheit kein ausschließlich geistiges oder körperliches Aikido, denn Koordinationsvermögen, Raum- und Bewegungsgefühl sowie ein durchtrainierter Körper sind ebenso unverzichtbare Voraussetzungen. Sie werden durch artspezifische Übungen erworben und dienen bei sinnvoller Umsetzung immer auch der Schulung des Willens. Aikido lässt sich daher nicht „nebenbei“ betreiben, sondern fordert über lange Zeit den konzentrierten Einsatz aller geistigen und körperlichen Kräfte des Ausübenden, möglichst während des ganzen Lebens.

Nur unter dieser Bedingung findet eine förderliche und immer differenziertere Rückkopplung statt. Der Aikidoka geht im Tun auf, vergisst die Sorgen des Alltags und findet wieder zur Ursprünglichkeit. Die Persönlichkeit ruht in sich selbst und die geistige Energie (Ki) ist ständig im Gleichgewicht. Auf diesem Niveau betrieben, ist Aikido eine Form der dynamischen Meditation.

Physikalisch gesehen ist Aikido ein Spiel mit Kräften, die von außen auf den eigenen Körper wirken oder von diesem ausgehen. Nur wer sich ständig im Gleichgewicht befindet und die Aikidoprinzipien sowie seinen Körper gleichermaßen gut beherrscht, kann den ausschließlich seinem eigenen Willen unterliegenden Angreifer führen und (um-)lenken.

Unter Hinweis auf die Wechselbeziehung zwischen Geist und Körper muss betont werden, dass die Komponente Ki eng mit dem Begriff der Körpermitte (Hara) verbunden ist. Erinnern wir uns immer daran, dass „Atemkraft“ aus dem Körperzentrum fließen soll. Dies ist unter anderem nur möglich, wenn Geist und Körper eine harmonische Einheit bilden, was innere Ruhe und äußere Gelassenheit voraussetzt. Gutes Gleichgewicht bedingt auch, dass der Körperschwerpunkt bei sicherem Stand möglichst tief liegt.

Der Verteidiger kann eine aggressive geistige oder körperliche Kraft nur aufnehmen und (um-)lenken, wenn er seine Mitte gefunden hat und aus einer sicheren (am Boden haftenden) Stellung heraus reagiert. Die erfolgbestimmende Anpassung an die spontanen Bewegungen des Angreifers erfordert daneben die verzugsfreie Koordination aller eigenen Abwehraktionen.

Wer kennt nicht die fesselnde Wirkung eines starken Angreifers oder einer gefährlichen Waffe. Eine wirksame Abwehr ist sicher nicht mehr möglich, wenn uns der „Schrecken in die Glieder fährt“. Wie kann man jedoch verhindern, dass Furcht zur Reaktionsunfähigkeit führt? Die Verinnerlichung der Aikido-Prinzipien durch ständiges und ernsthaftes Üben, die Vorstellung von realen Situationen im Training zur Kontrolle der Empfindungen, die Schulung des Willens durch sinnvolle Übungen zum Zwecke einer positiven Verschiebung der Leistungsgrenze und die Anstrengungsbereitschaft bei regelmäßigem Training zur Schaffung der körperlichen Voraussetzungen, sind sicher wesentliche Faktoren.

Jeder Aikidoka, der im Sinne dieser Überlegungen und Hinweise an sich arbeitet, wird eines Tages erkennen, dass er sich eine echte Lebenshilfe erschlossen hat. Dann verlieren die häufig in den Vordergrund geschobenen technischen Aspekte an Bedeutung. Der Ausübende lebt im Einklang mit den Elementen sowie Prinzipien des Aikido und wendet sie künftig auf alle Bereiche seines Lebens an.

Er ist unerschütterliche Mitte und wird durch störende äußere Kräfte nicht mehr irritiert, bewahrt sich also seine innere Freiheit und Natürlichkeit. Sein ganzes Leben bekommt somit eine neue Qualität und Dimension.

© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
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Grundlagen des Aikido

Die Elemente sind Bausteine der Techniken
• Kamae (Stellung, Position)
• Shisei (korrekte Körperhaltung)
• Ma­ai (harmonische Distanz)
• Sabaki (Bewegung)
• Tegatana (Schwerthand)
• Hara bzw. Seika­tanden (Körperzentrum)
• Kuzushi (Gleichgewichtsbrechung)
• Suki (Öffnen der Stellung)
• Kokyu (vitale Atemkraft)
• (Griff­)Sicherheit
• Wirksamkeit (Effizienz)
• Ausstrahlung

Die Techniken sind Bausteine der Prinzipien
• Grundtechniken
– Ukemi (Rollen und Fallen)
– Standtechniken (Nage­Waza)
– Bodentechniken (Katame­Waza)

• Besondere Übungsformen
– Hanmi­hantachi
– Suwari­waza
– Verkettungen
– Aiki­Bu­Jutsu
– Morote­Waza

Abwehr von Angriffen mit Waffen
• Aiki­no­Kata
1. Dan = Katame Waza im Stand
2. Dan = Katame Waza im Kniesitz
3. Dan = Nage­Waza
4. Dan = Entwicklung des Aikidoka
5. Dan = Prinzipien des Aikido
• Randori
2. Kyu = ein unbewaffneter Angreifer mit vorgegebenem Fassangriff „Ju­no­Geiko“
1. Kyu = ein unbewaffneter Angreifer mit vorgegebenem Schlagangriff „Ju­no­Geiko“
• Yiu­Waza
1. Dan = ein unbewaffneter Angreifer „Ju­no­Geiko“
2. Dan = ein unbewaffneter Angreifer „Kakari­Geiko“
3. Dan = zwei unbewaffnete Angreifer „Ju­no­Geiko“
4. Dan = zwei unbewaffnete Angreifer „Kakari­Geiko“
5. Dan = drei unbewaffnete Angreifer „Kakari­Geiko“

Die Prinzipien sind Bausteine des Aikido
• Ai (Liebe, Harmonie, Natürlichkeit)
– Körper ­Geist­ Seele
– Mensch­ Mensch
– Mensch­ Umwelt
• Ki (schöpferisches Urprinzip, universale geistige Energie)
• Do (Methode, Lehre, Weg, philosophisches Prinzip, Leben)
• Irimi (Eintreten, „innerer“ Eingang) / Omote (Vorderseite)
• Tenkan (Ausweichen, „äußerer“ Eingang) / Ura (Rückseite)
• Makato (Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit)
• Junitsu (Einfachheit)
• Nin / Shinobu (Geduld, Ausdauer)
• Manzoku (Zufriedenheit, inneres Gleichgewicht)
• Nen (Konzentration, Augenblick, Spontaneität, Timing)
• Kan (intuitives Handeln, Antizipation)
• Heiki (Gelassenheit)
• Iki (Willenskraft)
• Seiki (geistige Energie)
• Sumi­kiri (Klarheit von Körper und Geist)
• Mu (Leere, Ruhe, Gelassenheit)
• Muga (Selbstlosigkeit, diszipliniertes „Ego“)
• Effizienz (Kreis, Kreuz, Führen auf „der eigenen Linie“)
• Verhältnismäßigkeit (ethisch und rechtlich angemessene Reaktion auf Angriffe)
• Aufhebung der Gegensätze (Synthese aus polaren Kräften)
• Ausstrahlung (Körpersprache, Mimik, Persönlichkeit)
• Kokoro (Sprache des Herzens, soziales Verhalten)
• Go / Satori (Erleuchtung)

Das Aikido ist ein Baustein zur menschlichen Vervollkommnung.
Kehre ständig zum Ursprung zurück;
Verwechsle nie den Weg und das Ziel

© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
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Empfehlungen für den Weg des Aiki

Das primäre Ziel des Aikido ist nicht der perfekte körperliche Vollzug wirksamer Selbstverteidigungstechniken zur Abwehr unbewaffneter und bewaffneter Angreifer. Vielmehr ist das technische Lehrsystem ein „Werkzeug“ zur Formung und ganzheitlichen Schulung des Aikidoka (Ausübenden) zu einer in sich ruhenden, natürlichen und starken Persönlichkeit, die alle Anforderungen des Lebens effektiv bewältigt und unvermeidliche Spannungen sowie daraus entstehende Probleme nach den verinnerlichten Prinzipien des Aikido auflöst.

Als Budoka mit einer mehr als 55-jährigen Selbsterfahrung erlaube ich mir, den jüngeren Aikidoka folgende Empfehlungen zu geben, deren Beachtung ihre Entwicklung im Sinne des „Weges zur Harmonisierung der geistigen Kraft“ fördert:

1. Jeder muss seinen Weg (Do) selbst gehen; erwarte also nicht, dass andere dich tragen.
2. Nehme regelmäßig am Training teil und sei pünktlich. Übe fleißig und mit innerer Anteilnahme.
3. Jeder Partner ist für dich der beste; behandle ihn fürsorglich, denn niemand kann den Weg des Aiki allein gehen.
4. Behandle den Schwächeren rücksichtsvoll und behaupte dich gegenüber dem Stärkeren.
5. Eine kleine Tat hat mehr Wert als ein großes Wort, also rede nicht, sondern handle.
6. Pflege das Einfache und schätze das Geringe.
7. Besinne dich immer auf die Elemente und Prinzipien des Aikido.
8. Beachte die Formen, sei selbstlos, bescheiden, wahrhaftig und höflich.
9. Achte auf deine Gesundheit und hüte dich vor Ausschweifungen aller Art.
10. Pflege deinen Körper und trage saubere Kleidung.
11. Halte Ordnung im Dojo, schone die Matten und die Übungsgeräte.
12. Fördere die Verbreitung des Aikido und deine Trainingsgemeinschaft nach besten Kräften.
13. Denke und wirke nach den Prinzipien des Aikido, lebe natürlich und harmonisch, bewahre immer deine „Mitte“.
14. Achte deinen Lehrer, vertraue ihm und befolge seine Anweisungen.
15. Sei auch als Meister ein bescheidener, dankbarer und respektvoller Schüler.

© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
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