Das primäre Ziel des Aikido ist nicht der perfekte körperliche Vollzug wirksamer Selbstverteidigungstechniken zur Abwehr unbewaffneter und bewaffneter Angreifer. Vielmehr ist das technische Lehrsystem ein „Werkzeug“ zur Formung und ganzheitlichen Schulung des Aikidoka (Ausübenden) zu einer in sich ruhenden, natürlichen und starken Persönlichkeit, die alle Anforderungen des Lebens effektiv bewältigt und unvermeidliche Spannungen sowie daraus entstehende Probleme nach den verinnerlichten Prinzipien des Aikido auflöst.
Als Budoka mit einer mehr als 55-jährigen Selbsterfahrung erlaube ich mir, den jüngeren Aikidoka folgende Empfehlungen zu geben, deren Beachtung ihre Entwicklung im Sinne des „Weges zur Harmonisierung der geistigen Kraft“ fördert:
1. Jeder muss seinen Weg (Do) selbst gehen; erwarte also nicht, dass andere dich tragen.
2. Nehme regelmäßig am Training teil und sei pünktlich. Übe fleißig und mit innerer Anteilnahme.
3. Jeder Partner ist für dich der beste; behandle ihn fürsorglich, denn niemand kann den Weg des Aiki allein gehen.
4. Behandle den Schwächeren rücksichtsvoll und behaupte dich gegenüber dem Stärkeren.
5. Eine kleine Tat hat mehr Wert als ein großes Wort, also rede nicht, sondern handle.
6. Pflege das Einfache und schätze das Geringe.
7. Besinne dich immer auf die Elemente und Prinzipien des Aikido.
8. Beachte die Formen, sei selbstlos, bescheiden, wahrhaftig und höflich.
9. Achte auf deine Gesundheit und hüte dich vor Ausschweifungen aller Art.
10. Pflege deinen Körper und trage saubere Kleidung.
11. Halte Ordnung im Dojo, schone die Matten und die Übungsgeräte.
12. Fördere die Verbreitung des Aikido und deine Trainingsgemeinschaft nach besten Kräften.
13. Denke und wirke nach den Prinzipien des Aikido, lebe natürlich und harmonisch, bewahre immer deine „Mitte“.
14. Achte deinen Lehrer, vertraue ihm und befolge seine Anweisungen.
15. Sei auch als Meister ein bescheidener, dankbarer und respektvoller Schüler.
© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
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