Die Botschaft des O Sensei Morihei Ueshiba
Von André Nocquet, 8. Dan Aikido
(Bearbeitet durch Rolf Brand, 8. Dan Aikido)
Es ist an einem sonnigen Dezembernachmittag des Jahres 1957, als ich Japan verlasse. Zahlreiche Freunde begleiteten mich zum Hafen von Yokohama, wo ich mich mit dem Ziele San-Francisco einschiffte, das über Hawai erreicht werden sollte.
Die Stunde der Trennung von lieb gewonnenen Menschen lastete schwer auf meinem Herzen, woran auch ihre aufmunternden Worte nichts zu ändern vermochten.
Im Augenblick des Aufbruches zog mich mein verehrter Lehrer, O Sensei Morihei Ueshiba, plötzlich zur Seite und sagte ernst:
„Es ist ein großes Geschenk, wenn man die Heimat bald wieder sieht. Übermitteln Sie nach Ihrer Rückkehr allen Menschen meine Botschaft von Frieden und Glück.
Ich lehre einen Weg der Gewaltlosigkeit. Im Aikido gibt es keinen Gegensatz körperlicher Kräfte, von denen die stärkere und aggressivere wie selbstverständlich über die schwächere und friedliebende triumphiert; wir finden vielmehr eine sich vertiefende Verbindung gegensätzlicher Geisteshaltungen, von denen die humanere überlegen ist.
Dieses Prinzip der Selbstverteidigung zwischen Einzelwesen lässt sich auch auf Völker übertragen, die in gefährlicher Opposition zueinander stehen.
In unserer Welt bekämpfen sich auch gegenwärtig große Mächte in allen Bereichen der menschlichen Aktivitäten. Als Produkt scharfsinniger Forschungen auf technischem Gebiet werden täglich neue mörderische Waffen geschaffen, die Unglück und Verzweiflung auf jeden Teil der Erdkugel tragen können. Beträchtliche Mittel werden verschlungen, um den Völkern die erstrebte Sicherheit zu gewähren.
Vergessen Sie nicht die in einem Theaterstück Ihres Landes aufgezeigte Moral. In dem Streben nach Macht über andere Menschen schuf der Mediziner ein Monster. Zu seinem und vieler Menschen Unglück gelang es ihm nicht, das Produkt seines Geistes zu meistern. Er hatte nicht an die unvermeidlichen Folgen seines aus niederen Motiven entstandenen Werkes gedacht. So mussten sich Schrecken und Tod zwangsläufig gegen ihn selbst richten.
Hier zwingt sich ein Vergleich auf. Wie viele schöpferische Kräfte werden von den Menschen aufgewendet, um die Grenzen des Fassbaren übersteigende Massenvernichtungsmittel zu schaffen? Wie hilflos sind diese Menschen gleichzeitig in ihrem Bemühen, deren Auswirkungen zu kontrollieren!
Was würde in einem Weltkonflikt geschehen? Jeder Mensch ist bedroht und es kann weder Sieger noch Besiegte geben! Das eigentliche Problem der Auseinandersetzung wird nicht darin bestehen, wie man seinen Gegner unterwerfen kann; es gilt vielmehr, Möglichkeiten für das eigene Überleben zu finden! Jeder Mensch, der diese Feststellung in ihrer ganzen Tragweite erkennt, wird auf die bedingungslose Vernichtung seines Gegners verzichten und vielmehr versuchen, ihn so zu lenken, dass er seine aggressive Gesinnung als Folge einer höherer Einsicht aufgibt.
Wie Sie wissen, ist der Mensch in zwei Bereichen verwurzelt: zunächst im irdischen, weil er ein Teil der Natur ist und ihren ewigen Gesetzen unterliegt. Von seinem Schöpfer im Himmel wurden ihm aber auch Seele und Geist geschenkt. Gerade diese Eigenschaften unterscheiden ihn vom Tier und sie allein können allen Menschen den Sieg des Friedens bringen, der als Zustand höchster Glückseligkeit bisher immer vergeblich gesucht wurde.“
Mein alter Lehrer schweigt! In diesem Augenblick begreife ich, dass seine Botschaft der Wahrheit, die er mir anvertrauen wollte, nicht durch Worte ausgedrückt werden kann. In den sich anschließenden Minuten verschmolzen unsere Seelen, und ich erahnte die Bedeutung einer mir in jahrelanger körperlicher Übung vermittelten Idee, deren klarer Sinn vielen Menschen bisher verborgen geblieben war.
Ich umarmte meinen Lehrer, wobei alle Anwesenden „Banzai“ riefen, was „Viel Glück“ bedeutet. Aber der Meister kannte das Geheimnis der Unbeständigkeit der Menschen und ihre Sehnsucht nach dem Glück, das sie doch selbst herbeiführen könnten. So flüsterte er mir zu: „Shikata Ganai“ – „keine Wahl“, da kann man nichts machen.“
Drei Jahre hatte ich das unschätzbare Vorrecht, unter der persönlichen Anleitung des Aikido-Begründers, O Sensei Morihei Ueshiba, zu leben und konnte während dieser Zeit fern aller störenden Einflüsse meine Studien betreiben. Es ist für mich seit dieser Zeit eine freudig übernommene Pflicht und ein wohltuender innerer Zwang, die an der Quelle empfangene Lehre des Aikido zu verbreiten.
Der Geist dieses Budo ist friedlich und hat die Vergangenheit sowie das Leben der Japaner sehr beeinflusst. Zahlreiche Interpreten haben versucht, das Aikido mit anderen Budo-Disziplinen zu vergleichen, etwa mit dem Judo, das inzwischen zu einer in der ganzen Welt verbreiteten Sportart wurde. Sie vergessen dabei oft, dass Aikido ein über die körperliche Übung sichtbar gemachter moralischer Weg ist, der das geistige Leben in Japan seit mehr als tausend Jahren positiv prägt. Es ist jene unbestimmbare Kraft, die viele Besucher bisher vergeblich zu durchdringen versuchten; eine Stimme des Unterbewusstseins, die auch den überlieferten und bewahrten Geist des modernen Japan ausmacht.
Wenn wir als Schüler des Aikido den wertvollen Weg achten und lieben, so sind wir auf der Suche nach diesem wertvollen Geheimnis.
Da es immer Menschen gibt, die mit allen Fasern ihres Herzens nach der Wahrheit streben, wird sich auch das oft noch verkannte Aikido zum Nutzen der Menschheit verbreiten.
Wie in jedem Land wurden auch in Japan früher Künste entwickelt, die in erster Linie dem Kampfe sowie zur Verteidigung gegen bewaffnete und unbewaffnete Angreifer dienten. Die technischen Unterschiede bestanden darin, dass man sich seinem Gegner entgegen warf, die Verrenkung seiner Gelenke herbeiführte, Schläge und Stöße auf lebenswichtige Körperstellen richtete oder die eigene Waffe optimal zur Anwendung brachte.
Die Pflege dieser Künste war aus Gründen der Selbsterhaltung zunächst sehr wichtig. Bedingt durch äußere Einflüsse, neue Gesetze und veränderte moralische Auffassungen war im 18. Jahrhundert ihr langsamer Verfall festzustellen. Auf der Suche nach neuen Lebensinhalten und -formen kam man zu der Auffassung, dass die bis dahin praktizierten Prinzipien des Zweikampfes menschenunwürdig wären, ohne allerdings seine vielfältigen und oft verschleierten Erscheinungsformen zu negieren.
Zum Glück verstand es O Sensei Jigoro Kano, ein neues System zu schaffen, das physisches und geistiges Training harmonisch miteinander verbindet. Er nannte es Judo (sanfter Weg), das als Sport mit tiefen erzieherischen Inhalten und körperbildenden Werten heute in der ganzen Welt bekannt ist.
Parallel zu den Anstrengungen von O Sensei Jigoro Kano setzten andere Meister ihre Übungen fort. Sie suchten und fanden neue Systeme.
In jeder an den Regeln des sportlichen Wettkampfes orientierten Begegnung muß man jedoch auf die Anwendung gefährlicher Angriffs- und Verteidigungstechniken verzichten oder darf sich nur auf ihre Andeutung beschränken. Aus diesem Grunde wurden die wesentlichen Aspekte und effektiven Techniken des Jiu-Jitsu sowie des Aiki-Jitsu schnell verworfen und bald vergessen.
Der geniale Budo-Meister Morihei Ueshiba erkannte, dass jede Verteidigungstechnik wertneutral und daher nicht von sich aus gefährlich oder schlecht ist, solange der Ausführende die Gesetze der Nächstenliebe konsequent achtet und ständig zu realisieren sucht. Er studierte die Techniken und Prinzipien des Jiu-Jitsu sowie des Aiki-Jitsu und schuf ein bemerkenswertes System, das er Aiki-Budo und später Aikido nannte.
AI
Liebe, Harmonie
KI
universale
geistige Kraft
Do
Weg, Methode, Prinzip
Aikido ist im körperlichen Bereich eine gelungene Synthese verschiedener martialischer Künste, wobei vorwiegend Techniken praktiziert werden, die im Wettkampfsport verboten sind. Dies ist nur deswegen ohne Schaden für die Ausübenden möglich, weil dem Aikido die strikte Idee vom Frieden, der mit Macht edler menschlicher Gefühle hergestellt wird, zugrunde liegt.
Es ist sehr schwierig, die gesamte Lehre des Aikido mit Worten zu beschreiben. „AI“ bedeutet“ in Harmonie vereinen“, „KI“ ist die „geistig-seelische aber auch universale Kraft“ und „DO“ der „Weg“.
Schon in der Wortwahl ist zum Ausdruck gebracht, dass es darauf ankommt, seinen Geist in harmonische Übereinstimmung mit dem Geist anderer Menschen und in Einklang mit den göttlichen Gesetzen zu bringen. Dies gilt auch im Bereich der Wirklichkeit, denn die hier herrschenden physikalischen Gesetze sind ein Ausdruck des Schöpferwillens.
Alle Techniken des Aikido sind nur körperliche Übungs- und Ausdrucksformen dieses übergeordneten geistigen Prinzips. Wer die tiefgründige Lehre des Aikido verstehen will, muss die Gedanken des Begründers, O Sensei Morihei Ueshiba, nachvollziehen. Er ordnete der körperlichen Konstitution oder der physischen Kraft nur eine geringe Bedeutung zu und vertrat mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit die Auffassung, dass der Geist die Materie beherrschen kann. Diesen Weg kann der Aikidoka jedoch nicht allein, sondern nur in harmonischer Verbindung mit dem Willen seines Schöpfers und gemeinsam mit anderen Menschen gehen.
In unserer vorwiegend materialistisch determinierten Zeit werde ich gemäß der Botschaft meines verehrten Meisters immer verkünden, dass Aikido ein neuer Weg des Friedens ist.
Wenn es möglich ist, die aufgezeigte höhere Einsicht bei Individuen zu wecken, so wird man zugeben müssen, dass sie auch zwischen den Nationen der Erde bestehen kann. Wäre es folglich nicht sinnvoll, künftige Führungskräfte zu formen, indem man eine wertvolle geistige Lehre eng mit der körperlichen Ausbildung verbindet?
Jede Nation, die so verfährt, könnte über ein Potential an würdigen Menschen verfügen, das höher zu bewerten ist, als die größte zerstörerische Kraft aller Waffen. Diese Führungskräfte wären ständig bemüht, ihnen anvertraute oder erworbene Macht zum Wohle und zum Fortschritt der Menschheit einzusetzen.
Fragt ein Außenstehender nach dem Wesen des Aikido, so kann man ihm antworten, dass es die Lehre von der Harmonie aller Gedanken, Worte und Handlungen ist.
Durch körperliche Übungen erlaubt Aikido ein Studium physischer und geistiger Zusammenhänge. Es bietet den aufmerksamen Schülern ein unbegrenztes Betätigungsfeld mit bemerkenswerten Möglichkeiten. Ihm wird anschaulich und eindringlich bewiesen, dass sein Leben von unveränderlichen Gesetzen abhängig ist, die jedes Zusammenwirken von Geist und Körper ebenso regeln, wie sein Verhältnis zu anderen Menschen oder zur Umwelt.
Nur ein ausgeglichener Mensch erkennt diesen zarten Mechanismus und kann ihn beeinflussen. Er erwirbt, was viele Menschen vergeblich suchen: eine grenzenlose innere Freiheit als Ausdruck der in sich ruhenden starken Persönlichkeit, die Möglichkeit zur Überwindung der Hindernisse des Lebens, den erfolgreichen Einsatz aller geistigen Kräfte unter Ausschaltung störender Emotionen und eine jeden unnötigen Aufwand vermeidende heitere Gelassenheit.
Die fundamentalen Techniken des Aikido basieren auf dem Prinzip des Eintretens (Irimi) und des Ausweichens (Tenkan). Letzteres will jedoch nicht im Sinne von „Nachgeben“ oder „kein Interesse zeigen“ verstanden sein. Der Ausführende vermeidet lediglich im „Augenblick“ das spontane Engagement, bewahrt sich so die Freiheit der Entscheidung oder des Handelns und kann seine eigenen Möglichkeiten folglich jederzeit optimal zur Geltung bringen, wenn dies zweckmäßig oder notwendig ist.
Ein weiteres Grundmerkmal, das Aikido völlig von ähnlichen Künsten unterscheidet, liegt darin, dass es die Entfaltung des Angreifers zulässt, was bei oberflächlicher Betrachtung zunächst paradox erscheint.
Der Verteidiger wartet im Zustand geistig-seelischen und körperlichen Gleichgewichtes den Angriff ab. Nur diese Methode der „beobachtenden Passivität“ erlaubt es, die Absicht des Angreifers, Stärke und Richtung der wirkenden Kraft, sowie schwache Punkte zu erkennen. Durch Ausweichen wird dem Angreifer das Ziel seiner Bemühungen genommen, wonach die entfaltete Kraft entweder wirkungslos verpufft oder auf der Linie des Verteidigers verstärkt gegen den Initiator gerichtet wird, so dass dieser als Folge einer schmerzhaften Belehrung häufig vor Vollendung des Angriffes seine niedere Absicht aufgeben muss.
Die Art der Verteidigung wird so auf natürliche Weise durch die Art und Stärke des Angriffes bestimmt. Der Angreifer wird ständig so gelenkt, dass er die Nutzlosigkeit seines Bemühens einsieht und die feindliche Gesinnung freiwillig aufgibt.
Alle Techniken des Aikido beeindrucken den Außenstehenden durch ihre Schnelligkeit und Präzision, was ein ernsthaftes Training von vielen Jahren voraussetzt.
Am Beginn der Studien steht ein intensives und ausdauerndes Forschen nach dem eigenen Leistungsvermögen, wobei die Bedeutung des statischen und dynamischen Gleichgewichtes einen hervorragenden Platz einnimmt. Es gilt, eine perfekte innere (geistige) und äußere (körperliche) Stabilität zu erwerben, die sowohl im allgemeinen Verhalten als auch in realen Verteidigungssituationen von erfolgsbestimmender Bedeutung ist.
Die erzieherischen Grundübungen dulden keine Mittelmäßigkeit und sind mit großer Intensität ständig zu wiederholen, da nur auf diesem Wege die verworrenen Gefühle konzentriert und die häufig unnatürlichen Bewegungen kultiviert werden können.
Der aufgezeigte Weg führt zwangsläufig zu Fortschritten in den körperlichen und technischen Bereichen. Die ständige Überwindung der eigenen Unzulänglichkeiten fördert aber auch Selbstvertrauen, Konzentrationsfähigkeit, innere Ruhe und geistige Überlegenheit.
Mit zunehmendem Training werden die visuellen Empfindungen sowie die Möglichkeiten einer instinktiven Orientierung beträchtlich verbessert und sicherer Besitz des Unterbewusstseins. Erst von diesem Zeitpunkt an kann der Aikidoka durch Anmut, Eleganz, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit alle Nachteile ausgleichen, die von der brutalen Kraft eines starken und bösartigen Angreifers ausgehen.
Physikalisch gesehen können die Bewegungen des Aikido mit dem Schwingen eines Pendels verglichen werden. Der Angreifer wird hierbei unwiderstehlich in eine vom Zentrum des Verteidigers ausgehende Kreisbewegung aufgenommen und damit in den Zustand des permanent labilen Gleichgewichts gebracht. Hier gehorcht der den physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterworfene Körper dem aggressiven Geist nicht mehr. Dem Angreifer wurden somit alle Möglichkeiten genommen, sich seiner natürlichen körperlichen Mittel zu bedienen.
Der Verteidiger befindet sich bei allen Aktionen außerhalb oder im Zentrum der wirkenden Kräfte und bleibt gleichsam unberührt. Er allein ist in der Lage, den Angreifer aus seinem selbst herbeigeführten Zustand körperlicher und geistiger Hilflosigkeit zu befreien, wobei die Grundsätze der Nächstenliebe beachtet werden.
Alle Techniken des Aikido sind daher auf die Konstitution der Menschen abgestimmt und beanspruchen die Gelenke entsprechend ihrer natürlichen Flexibilität bis zu einem Punkt, an dem die zwingende Schmerzschwelle ohne bleibende Schäden erreicht ist.
Aikido ist aufgrund aller Inhalte ein System der Selbstverteidigung für Menschen des Ausgleichs, denen es widerstrebt, Böswilligkeit mit Hass, Feindschaft mit Gewalt und Kraft mit Heftigkeit zu erwidern. Sie werden erkennen, dass der Geist die körperliche Natur beherrschen kann und in ihrem Leben eine Summe unschätzbarer Wohltaten empfangen.
Die Wirksamkeit der Technik des Aikido-Begründers, O Sensei Morihei Ueshiba, war zwingend und wohltuend zugleich. Alle Bewegungen verband er mit dem Kiai, der seinem Wesen entsprang und die Herzen der Menschen in zarte, harmonische Schwingungen versetzte.
In diesem Stadium des Aikido gab es weder Angriff noch Verteidigung. Man nahm an einer Aufeinanderfolge von unerklärlichen Erscheinungen teil, aber in Wahrheit gab es nur das Wirken des überlegenen Geistes einer großen Persönlichkeit.
Die tönende und schwingende Natur war für ihn eine sichtbare Geste der Schöpfung und ein immer neues Erlebnis. In der harmonischen Übereinstimmung mit ihr schuf er sein System der vollkommenen Verbindung von Gedanken, Worten und Handlungen – Aikido. Sein Leben war erfüllt von ständiger Suche nach Wahrheit und höchster Geistigkeit. O Sensei Morihei Ueshiba war ein genialer Künstler, dessen Lebenswerk in den technischen Formen die Schönheit und Reinheit seiner Bemühungen widerspiegelt.
Noch im Alter von 86 Jahren fürchtete er weder Entbehrung noch Anstrengungen, neidische Feindlichkeit oder ungerechte Kritiken. Er opferte seine Kräfte nur dem Großen und Schönen, war allen edlen Gefühlen zugänglich und begeisterte mit der Kraft seiner Persönlichkeit.
Wer im Aikido lediglich ein bemerkenswertes System der Selbstverteidigung sieht, wird der Wahrheit nicht gerecht; es handelt sich vielmehr um einen Weg der menschlichen Vervollkommnung!
Im Verlaufe meines Aufenthaltes bei O Sensei Morihei Ueshiba wurde ich davon überzeugt, dass der Geist sich vom Körper lösen kann, um seine erhabene Pracht ringsum zu werfen. Geblendet durch das Licht der Wahrheit und geschlagen von der erkannten Hässlichkeit ihrer eigenen Absichten fanden sich alle Feinde entmutigt.
So praktiziert und vorgelebt ist Aikido eine unschätzbare Lebenshilfe für den Einzelnen und ein wertvolles Prinzip für jede Gemeinschaft. Es lebt auch nach dem Tode des Aikido-Begründers ungetrübt in den Herzen seiner aufrichtigen Schüler weiter.
„Dringt nicht der belebende Sonnenstrahl“, so sagt ein Sprichwort, „von allein in das Zimmer, wenn die Tür geöffnet wird?“ Also sollten wir auch unsere Herzen öffnen, um die wertvolle Botschaft des O Sensei Morihei Ueshiba zu empfangen und durch Arbeit an uns selbst zu verinnerlichen, damit sie sich auf alle Lebensbereiche überträgt und ihre Wirkung entfaltet – zum Wohle vieler Menschen.
© Rolf Brand, 8. Dan Aikido
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